April 2010 
 
Kognitive Funktion und Hirninsulte bei älteren Männern
Auf der Suche nach frühen Prädiktoren

  Hirninsulte sind eine wesentliche Ursache für erhöhte Morbidität und Mortalität bei älteren Menschen. Das Risiko hierfür ist bereits erhöht, wenn milde kognitive Störungen noch in der subklinischen Phase vorliegen. Sie dürften einen Indikator für unerkannte zerebrovaskuläre Verletzungen darstellen, vermuten schwedische Forscher aufgrund einer breit angelegten Untersuchung bei älteren Männern. Sie untersuchten die prognostischen Wert kognitiver Testverfahren mit denen sich subkortikale Störungen erfassen lassen, die die Leistung der exekutiven Funktionen widerspiegeln. Es wurde geprüft, ob solche frühen Störungen mit späteren Hirninsulten korrelieren (Wiberg B, et al. 2010):

  Zerebrovaskuläre Risikofaktoren, aber auch biologische Alterungsvorgänge sind mit Läsionen in der weißen Hirnsubstanz und stillen Hirninfarkten assoziiert. Nach vorausgegangenen Untersuchungen ist das klinisch fassbare Nachlassen kognitiver Leistungen ein unabhängiger Prädiktor für Apoplexien. Frühe vaskuläre Störungen dürften sich allerdings eher in subklinischen Veränderungen manifestieren – was wiederum durch die exekutiven Funktionen besser reflektiert wird als durch Gedächtnisprobleme.

  An der Studie beteiligten sich 930 Männer im Alter von 70 Jahren – allesamt Teilnehmer der Uppsala Longitudinal Study of Adult Men. Männer mit Apoplexien oder transitorischen ischämischen Attacken (TIAs) in der Anamnese waren ausgeschlossen.
      Zu Beginn mussten die Teilnehmer einen Mini-Mental-Status-Test absolvieren. Zusätzlich wurde der Trail Making Test A und B durchgeführt, der auch zur verbesserten Befunderhebung bei subkortikalen Störungen in Memory-Kliniken eingesetzt wird. Trail A misst die kognitive Verarbeitungs-Geschwindigkeit, Trail B die der geteilten Aufmerksamkeit. Trail B und der Quotient aus Trail B/A spiegelt die Leistung der exekutiven Funktionen wider.
      Innerhalb der 13-jährigen Nachbeobachtung wurden 166 Apoplexien oder TIAs dokumentiert – 105 Männer erlitten Hirninfarkte.

  Adjustiert nach Bildungsniveau, sozialer Gruppenzugehörigkeit und bekannten kardiovaskulären Risikofaktoren fand sich eine Assoziation der zerebrovaskulären Ereignisse mit dem Abschneiden im Trail-B-Test: Eine Zunahme um eine Standard-Abweichung ging mit einem signifikant höheren Risiko (HR: 1.48) für Hirninfarkte einher. Das Risiko war dreimal höher bei Werten in der höchsten im Vergleich mit der niedrigsten Quartile des Trail B (Abb.).


Die Werte des Trail-A-Tests und des Mini-Mental-Status-Tests Examinierung erwiesen sich als nicht streng mit Apoplexie-Geschehnissen assoziiert.

Subklinische zerebrovaskuläre Veränderungen im subkortikalen Bereich, die sich durch schlechtere Ergebnisse im Trail Making Test B bemerkbar machen, sind mit einem höheren Risiko für spätere Hirninsulte assoziiert.
  Nach Ansicht der Autoren dürfte die detaillierte Charakterisierung von Veränderungen der Kognition geeignet sein, Risikopatienten erfassen, und ihnen in Zukunft hoffentlich geeignete Präventivbehandlungen anbieten zu können.

Wiberg B, Lind L, Kilander L, et al. 2010. Cognitive function and risk of stroke in elderly men. Neurology 74:379-385.
 

 April 2010

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