April 2004 
 

Ist C-reaktives Protein (CRP) bei Diabetikern ein Prädiktor für kardiovaskuläre Ereignisse?


Patienten mit einem Diabetes mellitus vom Typ 2 haben ein vergleichbar hohes Risiko für tödlich verlaufende koronare Herzerkrankungen wie Patienten nach einem überstandenen Herzinfarkt. Dieses Risiko wird insbesondere verschiedenen Faktoren wie der Hyperglykämie, einem ungünstigen Lipdprofil und prothrombotischen Einflüssen zugeschrieben.

Bereits mehrfach wurde in prospektiven Studien nachgewiesen, dass CRP bei scheinbar gesunden Patienten als unabhängiger Prädiktor für kardiovaskuläre Erkrankungen herangezogen werden kann. Aktuell wird nachgewiesen, dass eine solche Verbindung auch für Männer mit einem Diabetes mellitus vom Typ 2 besteht und zwar unabhängig von etablierten Risikofaktoren wie den Blutfett- und Blutzuckerwerten (Schulze MB, et al. 2004):

 

 

Mit der Höhe des CRP-Spiegels steigt die Wahrscheinlichkeit eines kardiovaskulären Ereignisses
Von 746 Männern mit einem Diabetes mellitus vom Typ 2 (Alter 46-81 Jahre), bei denen zum Zeitpunkt der Blutabnahme in den Jahren 1993 und 1994 aber keine kardiovaskuläre Erkrankung nachweisbar war, hatten während eines mittleren Follow-up von fünf Jahren 18 Patienten einen Herzinfarkt, 70 unterzogen sich einer Bypassoperation und 15 erlitten einen Insult (insgesamt 103 Ereignisse). Diese Fälle betrafen überwiegend Männer mit einem erhöhten Plasma-CRP-Spiegel. Das relative Erkrankungsrisiko errechnete sich nach Einteilung der Männer in Gruppen gemäß Quartilen der gemessenen basalen CRP-Spiegel zu 1.0, 1.51, 2.52 bzw. 2.62. Hierin sind bereits Korrekturfaktoren für Alter, BMI, Alkoholkonsum, Rauchen erbliche Belastung durch kardiovaskuläre Erkrankungen, körperliche Aktivität und andere berücksichtigt.

Bei Diabetikern sind inflammatorische Mechanismen von Belang
Das erhöhte kardiovaskuläre Risiko von Typ-2-Diabetikern wurde hauptsächlich Hypoglykämien, Dyslipidämien und prothrombotischen Einflüssen zugeschrieben. Die vorliegenden Ergebnisse stützen jedoch die Hypothese, dass diesbezüglich bei Diabetikern insbesondere auch entzündliche Prozesse eine Rolle spielen.

Die vermehrte Freisetzung von CRP bei Diabetikern kann verschiedene Ursachen haben, wie das Ablagern so genannter advanced glycation end products (AGE) im Gewebe und die Bildung von Immunkomplexen mit modifizierten Lipoproteinen. Zudem gibt es Befunde, wonach Entzündungsprozesse nicht nur in der Diabetogenese eine Rolle spielen, sondern nachdem sich ein Diabetes entwickelt hat auch bei der Entstehung von Hyperglykämien.
 

Schulze MB, Rimm EB, Li T, et al. 2004. C-reactive protein and incident cardiovascular events among men with diabetes. Diabetes Care 27:889-894.
 

April 2004

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Autor: JF Schindler