April 2004 
 

Wie häufig sind chronische skrotale Schmerzen nach Vasektomie?


Bei etwa 5 % der verheirateten Paare unterzieht sich der Mann einer Vasektomie, nachdem abzusehen ist, dass kein Nachwuchs (mehr) gewünscht wird. Der Eingriff wird allgemein als unproblematisch erachtet. Doch es ist seit jeher auch bekannt, dass bei einigen Männern postoperativ chronische skrotale Schmerzen auftreten können, die dann eine nicht unerhebliche Belastung für den Patienten darstellen.

Bei einigen vasektomierten Männern treten skrotale Schmerzen erst Monate bis Jahre nach dem Eingriff erstmalig auf. Bislang liegen aber kaum Daten über die Inzidenz dieser Komplikation vor, und es ist nicht bekannt ob die Häufigkeit mit zunehmendem Abstand von der Operation zunimmt. Anhand von Fragebögen wurde jetzt ermittelt, dass chronische skrotale Schmerzen bei vasektomierten Männern weitaus häufiger auftreten als bisherigen Beschreibungen zu entnehmen ist (Manikandan R, et al. 2004):

Beschwerden nach ein und zehn Jahren etwa gleich häufig
An der Fragebogenaktion beteiligten sich 402 Männer, deren Operation entweder zehn Jahre (182 Männer) oder ein Jahr (220 Männer) zurücklag. Legt man deren Angaben zugrunde, verspürt einer von sieben Männern, die sich einer Vasektomie unterziehen, nach dem Eingriff skrotale Schmerzen. Der Eintritt der Beschwerden kann zu unterschiedlichen Zeitpunkten erfolgen. Die Inzidenz scheint aber mit zunehmendem Abstand zur Operation nicht signifikant anzusteigen.

Chronische skrotale Schmerzen nach einer Vasektomie sind schwerlich mit bestimmten intra- oder postoperativen Faktoren in Zusammenhang zu bringen. Sie traten unabhängig von der Art der beim Eingriff angewandten Anästhesie auf. Keiner der Männer, bei denen sich ein Hämatom gebildet hatte, gehörte zu den Schmerzopfern. Eine Wundinfektion erhöhte das Risiko späterer Komplikationen nicht. Sexuelle Aktivität führte nur bei einigen Männern zu einer Verschlimmerung der Schmerzsymptomatik.

Auch bei Schmerzen zumeist keine Reue über den Entschluss zur Vasektomie
Als mögliche Erklärung für Schmerzen nach einer Vasektomie dienen verschiedene Theorien wie z. B.:

  • Die Dilatation des Ductus epididymidis aufgrund der lang andauernden Obstruktion.
  • Die Extravasation von Spermien und die Bildung spermatischer Granulome in Verbindung mit einer entzündlichen Reaktion.
  • Der Einschluss von Nerven an den Enden der durchtrennten Samenleiter.
    Nach Auffassung von Manikandan et al. entstehen skrotale Schmerzen durch Obstruktion, erhöhten Druck, Induration und Stagnation, so dass der Nebenhoden anschwillt und sich möglicherweise eine perineurale Fibrose entwickelt.

    Häufig werden zunächst Antibiotika in der Behandlung der Postvasektomie-Beschwerden eingesetzt, obwohl ein Zusammenhang mit Infektionen nicht nachgewiesen ist. Nach dem Eingriff treten in nicht unerheblichem Umfang postoperativ Wundinfektionen auf, ohne dass die betroffenen Männer späterhin vermehrt unter skrotalen Schmerzen leiden.

    Als letztes Mittel der Schmerzbekämpfung werden operative Methoden angewandt. Vereinzelt wurde über gute Erfolge mit einer Epididymectomie berichtet. Die Rationale für eine Vasovasostomie ist die Beseitigung der Obstruktion und damit des Druckes.

    Interessanterweise sehen nur 2 bis 3 % der Männer skrotale Schmerzen als Grund dafür, den Entschluss zur Vasotomie zu bereuen.
     

  • Manikandan R, Srirangam SJ, Pearson E, Collins GN. 2004. Early and late morbidity after vasectomy: a comparison of chronic scrotal pain at 1 and 10 years. BJU Int 93:571-574.
     

    April 2004

    Drucken
    Autor: JF Schindler