April 2004 
 

Testosteron alleine sowie auch Testosteron plus Finasterid erhöhen die Knochenmineraldichte


Für Männer mit einem erniedrigten Testosteron-Spiegel ist das Osteoporose- und Frakturrisiko erhöht. Diesbezüglich liegen eine Reihe stichhaltiger Befunde vor. Weniger beweiskräftig ist hingegen die bisherige Datenlage bezüglich einer Erhöhung der Knochenmineraldichte bei hypogonadalen älteren Männern unter einer Hormon-Substitutionstherapie, obwohl verschiedene Befunde für einen solchen Zusammenhang sprechen. Es ist aber nicht bekannt, ob osteoanabole Wirkungen durch Testosteron selbst oder den Metaboliten Dihydrotestosteron (DHT) zustande kommen.

Bei älteren Männern wird der 5a-Reduktase-Hemmer Finasterid, durch den die Umwandlung von Testosteron in DHT inhibiert wird, zur Behandlung einer benignen Prostatahyperplasie eingesetzt. Hierbei kommt es zu keiner Beeinträchtigung der Knochenmineraldichte. Insofern könnte es bei einigen hypogonadalen älteren Männern als vorteilhaft erachtet werden, den Testosteron-Spiegel anzuheben, ohne zugleich die DHT-Wirkungen an der Prostata in Kauf nehmen zu wollen.

In einer randomisierten, Plazebo-kontrollierten Studie wurde bei hypogonadalen älteren Männern durch Testosteron allein und durch Testosteron plus Finasterid eine Vermehrung der Knochenmineraldichte sowohl im Lumbal- als auch im Hüftbereich festgestellt (Amory JK, et al. 2004):

Osteoanabole Effekte eher durch Testosteron als durch Dihydrotestosteron vermittelt
Der Anstieg des Plasma-Testosteronspiegels war unabhängig von der zusätzlichen Gabe von Finasterid. Hingegen sank der DHT-Spiegel bei Testosteron/Finasterid-Einnahme im Vergleich zu alleiniger Testosteron-Zufuhr auf weniger als die Hälfte ab.

Die Knochenmineraldichte in den Lendenwirbeln und der Hüfte nahm sowohl mit Testosteron allein als auch mit Testosteron plus Finasterid über einen Zeitraum von 36 Monaten kontinuierlich zu (Abb.). Dies zeigt, dass DHT im Knochen offensichtlich nicht das maßgebliche Androgen ist

Das Volumen der Prostata nahm bei den Männern in allen Gruppen zu. Allerdings war diese Zunahme bei den zusätzlich mit Finasterid behandelten Männern signifikant geringer als bei den mit Testosteron allein oder mit Plazebo behandelten Männern.

Bei den mit Testosteronenantat und Testosteronenantat plus Finasterid behandelten Patienten stiegen der Hämatokrit und der Hämoglobinwert signifikant an, so dass in einigen Fällen eine Dosisreduzierung notwendig wurde.

Welche Rolle spielen Dosis uns Applikationsform von Testosteron?
In einem angegliederten Editorial preisen E. Barrett-Connor und S. Bhasin die in dieser Studie gemessene Anhebung der Knochendichte bei älteren Männern mit einem niedrigen Testosteron-Spiegel als die bisher eindrucksvollsten Plazebo-kontrollierten Ergebnisse auf diesem Gebiet. Und wie es Wissenschaftlern eigen ist, leiten sie daraus sogleich die Notwendigkeit weiterer Forschertätigkeit ab.

Tatsächlich ist in der Studie von Amory et al. insbesondere die Frage nach der optimalen Testosteron-Dosierung unbeantwortet geblieben. Die relativ hohen Testosteron-Spitzen in relativ kurzen Abständen führten vermehrt zu nicht unproblematischen Wirkungen auf das blutbildende System. Dieser Effekt ließe sich bei Anwendung eines Testosteron-Gels bei dann gleichmäßigen Wirkstoff-Spiegeln sicherlich weitgehend vermeiden.

Da während der Studie teilweise eine Dosisreduktion vorgenommen wurde, ist davon auszugehen, dass die eingangs gewählte Dosis von vierzehntägig 200 mg Testosteronenantat wohl von vornherein zu hoch gewählt worden war und positive Effekte am Knochen eben auch mit drei Vierteln dieser Dosis erzielt werden.

In erster Linie wird in dieser Studie eindeutig nachgewiesen, dass bei hypogonadalen älteren Männern durch eine Testosteron-Substitution Knochenmineraldichte hinzugewonnen werden kann. Ferner wird gezeigt, dass diese Zunahme auch zustande kommt, wenn durch zusätzliche Gabe von Finasterid jegliche Wirkung auf die Prostata vermieden werden soll.
 

Amory JK, Watts NB, Easley KA, et al. 2004. Exogenous testosterone or testosterone with finasteride increases bone mineral density in older men with low serum testosterone. J Clin Endocrinol Metab 89:503-510.
Barrett-Connor E, Bhasin S. 2004. Editorial: time for (more research on) testosterone. J Clin Endocrinol Metab 89:501-502.
 

April 2004

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Autor: JF Schindler