Wie "pfundig" die Hypothek für deutsche Männer ist, verdeut-lichte Prof. Wolfgang Weidner (Gießen).
Die Hälfte der Männer ist übergewichtig, ein knappes Viertel adipös. Negative Folgen sind
für die allgemeine Gesundheit und speziell auch für das Sexualleben gesichert: Gerade bei
adipösen Männern und Diabetikern sind sexuelle Dysfunktionen häufig. Das höchste Risiko
wurde in der "Look Ahead Study" bei Männern mit metabolischem Syndrom (MS) erhoben (OR 3,05).
Eine erektile Dysfunktion bessert sich bei diesen Patienten durch Gewichtsabnahme und
Sport nur geringgradig.
Testosteron bessert vor allem die Libido
In der "Times 2 Study" wiederum zeigte sich bei Gabe von Testosteron vor allem eine
deutlich verbesserte Libido. In Kombination mit einem Phosphodiesterase-5-Hemmer (PDE5)
ist eine additive Wirkung auf die Erektionsfähigkeit dokumentiert (Diabetes Daily Dose
Study). Bei hypogonadalen und leicht unter dem Normwert liegenden Männern mit MS oder
auch Adipositas kann die positive Wirkung einer Testosteron-gabe auf die
Insulinresistenz genutzt werden. Weidner empfiehlt die Testosterongabe nicht
bei adipösen Patienten mit Normwerten. Bei Patienten mit Kinderwunsch ist sie
dagegen eindeutig kontraindiziert, da sich die Spermatogenese dadurch nachweislich
verschlechtert. Obwohl MS auch bei der männlichen Subfertilität eine Rolle spielen
könnte.
20 Jahre Testosterontherapie: Sicher und nebenwirkungsarm
Die Testosterontherapie wird beim Klinefelter-Syndrom seit über 30 Jahren eingesetzt.
Seit 20 Jahren hat sie einen gesicherten Platz bei Altershypogonadismus.
Ein weiteres wichtiges Indikationsgebiet ist der Borderline-Hypogonadismus
mit Supportivtherapie bei der Behandlung von Erektionsproblemen. "Bei diesen
und einigen anderen, seltenen Syndromen ist die Testosterontherapie fest etabliert.
Sie ist gut steuerbar, sicher und nebenwirkungsarm", fasste PD Dr. Thorsten Diemer (Gießen)
im Akademieforum zusammen.
Ernsthafte Bedenken wegen Nebenwirkungen haben sich überwiegend nicht bestätigt:
Im kardiovaskulären Bereich sind Infarkte eher mit niedrigen Testosteronspiegeln
assoziiert. Beim Prostatavolumen ist ein Anstieg auf Normalwerte dokumentiert.
Bei Therapiezeiten bis zu drei Jahren fand sich kein gesteiger-tes Risiko für
Prostatakarzinome.
Die International Society for Sexual Medicine (ISSM) hebt in ihren brandneuen
Empfehlungen die Bedeutung der Testosterongabe bei sexuellen Funktionsstörungen hervor.
Speziell die additive Gabe von Testosteron bei erektiler Dysfunktion (ED) zeigt
demnach sehr positive Ergebnisse, auch andere Sexualstörungen sprechen teilweise
gut an.
Bei Sexualstörungen und Adipositas Testosteron prüfen
Die ISSM spricht sich in den Empfehlungen eindeutig dafür aus, bei Männern mit
Sexualstörungen und/oder viszeraler Adipositas sowie metabolischen Erkrankungen
ein Testosterondefizit zu überprüfen und bei nachgewiesenem Mangel zu therapieren.
Und zwar in allen Altersgruppen. Bei älteren Männern sind Nutzen und Risiko intensiv
abzuklären.
Testosteron moduliert die sexuelle Motivation und Erektion, hat aber weitreichende
Auswirkungen auf die Gesundheit des Mannes. So sind niedrige Testosteronwerte
assoziiert mit einer verminderten Lebenserwartung, einem erhöhten Risiko für
kardiovaskuläre Ereignisse, Übergewicht, Sarkopenie, eingeschränkter Beweglichkeit,
Osteoporose und anderen chronischen Erkrankungen. Diese Assoziationen sind zwar
gut belegt, sagen aber nichts über die Ursächlichkeit aus. Deshalb lehnt die
Gesellschaft derzeit eine präventive Testosterontherapie ab.
Bei Altershypogonadismus kurzwirksame Präparate
Bei der Auswahl der Präparate und der galenischen Form zählt der Wunsch des
Patienten. Speziell beim Altershypo-gonadismus sind langwirkende Zubereitungen
nach den gültigen Leitlinien nicht empfehlenswert. Stattdessen sollten
kurzwirksame Präparate eingesetzt werden. Die transdermale Form bietet
hier in Form von täglich aufzubringenden Gelen (etwa Androtop® Gel) den
Vorteil der Feindosierung - und die Möglichkeit zum sofortigen Stopp der
Therapie.
Quelle: Dr. Kade/BESINS GmbH 64. DGU-Kongress, Leipzig, 26. - 29.09.2012
Oktober 2012 |
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