Assoziation von Schädel-Hirn-Trauma mit Testosteronspiegeln und erektiler Dysfunktion
bei ehemaligen US-amerikanischen Footballprofis
Hintergrund
Von 3.409 Teilnehmern, gaben 611 (18,3%) an, bei sich Anzeichen niedriger Testosteronspiegel bemerkt zu haben, und 755 (22,7%) gaben Hinweise auf eine ED an. Aber nur 335 der Männer (9,8%) gaben sowohl Anzeichen niedrigen Testosterons als auch ED an. Von den 611 Spielern mit vermeintlich niedrigem Testosteron hatte sich das in 243 (39,8%) der Fälle offenbar bestätigt, und es wurde aktuell behandelt. Von den ehemaligen Spielern mit ED erhielten 379 (50,2%) aktuell eine entsprechende Medikation. Die Häufigkeit niedriger Testosteronspiegel und von ED war bei Vorliegen etablierter Risikofaktoren erhöht.
In Modellen mit Adjustierung für Alter und Rasse waren niedrige Testosteronspiegel und ED signifikant mit Hypertonie, hohen Cholesterinspiegeln, Diabetes, Herzkrankheiten, Schmerzmittelverschreibung, Schlafapnoe, Adipositas und Stimmungsschwankungen assoziiert (niedriges Testosteron Odds Ratio [OR], 3,49; ED OR, 2,41).
In Modellen, die darüber hinaus für Profifootball-bezogenes Ausgesetztsein (z. B. Position, BMI während der Profilaufbahn und selbst berichtete Anwendung leistungssteigernder Substanzen) adjustiert waren, blieben die Schätzungen im Wesentlichen unverändert (niedriges Testosteron OR, 3,38; ED OR, 2,32).
Sogar Teilnehmer mit relativ wenigen Gehirnerschütterung-Symptomen wie diejenigen im zweiten Quartil des Symptom-Score hatten gegenüber jenen im untersten Quartil eine signifikant erhöhte Wahrscheinlichkeit dafür, niedrige Testosteronspiegel anzugeben (OR, 1,41; p=0,02).
Das Untersucherteam vermutet, dass ein Schaden an der Hirnanhangdrüse eine Kette hormoneller Veränderungen
in Gang setzt, die sich in verminderter Testosteronproduktion und ED auswirkt.
Die aktuellen Ergebnisse decken sich zudem mit Ergebnissen früherer Studien, die eine höhere ED-Prävalenz
und neurohormonelle Störungen bei Männern mit Kopfverletzungen und Schädel-Hirn-Trauma unter anderen bei Boxern und
Kriegsveteranen ermittelt hatten.
❏ Spieler mit den häufigsten Gehirnerschütterung-Symptomen hatten im Vergleich zu Spielern mit sehr niedrigem Symptom-Score ein nahezu verdoppeltes ED-Risiko.
❏ Ärzte, die Patienten mit einem Schädel-Hirn-Trauma behandeln, sollten sich proaktiv nach Symptomen wie ED und niedriges Testosteron erkundigen.
❏ Die aktuellen Ergebnisse können generell für Sportarten und Aktivitäten relevant sein, bei denen es häufiger zu Kopfverletzungen kommt.
November 2019 | jfs |