Neurologische Effekte einer Androgenbehandlung im Knabenalter
Hintergrund
Ein kürzlich publizierter Review (Flannigan et al., 2018) beschränkte sich auf 3 retrospektive Artikel
Abb.: Effekt einer Androgensubstitution von Knaben mit Klinefelter-Syndrom
auf das Hippocampusvolumen im Vergleich zu KS-Jungen unter Placebo-Gabe und den Kontrollen. |
Zur Testosteronsubstitution im Kindesalter wurden Testosteronenantat und Testosteron-Gel verwendet. Bei den sehr jungen Patienten bevorzugen einige Untersucher allerdings das oral zu verabreichende synthetische Testosteronanalogon Oxandrolon.
Bei bis dato mäßiger Datenlage zur Androgensupplementierung im Kindesalter, waren dennoch Verbesserungen bei verschiedenen Aspekten der sozial-kognitiven Fähigkeiten anhand validierter Fragebögen erkennbar. Sie lassen Entwicklungsfortschritte beim Sprechen, der Ausdrucksweise, dem Lesen, den geistige Fähigkeiten, dem Betragen und dem Sozialverhalten erkennen.
Die Jungen der Behandlungsgruppe entwickelten in dem zweijährigen Studienzeitraum ein signifikant größeres Hippocampusvolumen als die unbehandelten KS-Patienten (Abb.).
In Sekundäranalysen wurde ein positiver Zusammenhang zwischen der hippocampalen Volumenzunahme
und der Leistung bei einer Aufgabe für das räumliche Gedächtnis festgestellt. Die KS-Subgruppen
übergreifend bestand ein signifikanter Zusammenhang zwischen Hippocampusvolumen und den Subtest-Scores
beim DAS (Differential Ability Scales)-Wiedererkennen von Mustern (p=0,007). Diese Effekte erwiesen
sich in der Behandlungsgruppe bei vergleichenden Analysen als Korrelat des linken Hippocampusvolumens.
❏ Klinefelter-Jungen wiesen nach 2 Jahren Androgensubstitution ein signifikant größeres Hippocampusvolumen auf als nach 2 Jahren Placebo-Gabe.
❏ Es bestätigen sich vorausgegangene Berichte über eine Rolle des Hippocampus beim KS, und es wird ein bedeutender Androgeneffekt auf die Hirnstruktur erkennbar.
Mai 2019 | jfs |