Biochemische und klinische Entsprechungen eines Hypogonadismus
bei Typ-2-Diabetikern

Hintergrund

Bei Männern mit Diabetes mellitus Typ 2 wurden niedrige Testosteronspiegel in einer Reihe von Untersuchungen übereinstimmend mit dem Alter, erhöhtem Body Mass Index (BMI), erweitertem Bauchumfang, Hypertriglyceridämie und Insulinresistenz in Zusammenhang gebracht. Weniger umfangreich ist die diesbezügliche Datenlage für die Ausbildung eines Hypogonadismus-Syndroms infolge der klinischen Symptomatik eines Testosteron-Defizits, und kaum beachtet wurde bisher die Verbindung eines Hypogonadismus-Syndroms mit den chronischen Folgeschäden des Diabetes.

Zielsetzung
In der aktuellen Studie wurden klinische und biochemische Faktoren ermittelt, die mit niedrigen Serum-Testosteronspiegeln und Hypogonadismus bei Männern mit Diabetes mellitus Typ 2 in Verbindung stehen. Der Fokus lag auf dem Verhältnis der endokrinen Aberrationen mit chronischen Komplikationen des Diabetes (Herrero, et al. 2018):

Methoden
In der Querschnittsstudie wurden Korrelationen verschiedener klinischer und biochemischer Variablen wie auch chronischer mikro- und makrovaskulärer diabetischer Komplikationen mit Hypogonadismus analysiert. Die Diagnose einer chronischen Nierenkrankheit basierte auf zweifach errechneter glomerulärer Filtrationsrate (eGFR) niedriger als 60 ml/min/1,73 m2. Eine abnormale Leberfunktion lag vor, wenn die Alanin-Aminotransferase und/oder die Aspartat-Aminotransferase und/oder die γ-Glutamyltransferase bei zwei Bestimmungen um das 1,5-fache über der Obergrenze des Referenzbereichs lagen.

Ergebnisse
Das Studienkollektiv umfasste 267 aufeinander folgende männliche Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 an der Universitätsklinik in Salamanca, Spanien. Je nach Festlegung des Gesamttestosteron (TT)-Cutoffs auf 10,4 nmol/l oder 8 nmol/l waren 46 Patienten (17,2%) bzw. 31 Patienten (11,6%) hypogonadal.

Das Alter korrelierte invers mit den Spiegeln an Gesamttestosteron, freiem Testosteron und bioverfügbarem Testosteron. Sowohl das TT als auch das freie Testosteron nahmen bei Diabetikern mit zunehmendem Alter sukzessive ab (Abb.).
Abb.: Abfall der Spiegel des Gesamttestosterons (TT) und des errechneten freien Testosterons (fT) mit dem Alter bei Männern mit Diabetes mellitus Typ 2
 

Das Gesamttestosteron, das freie Testosteron und das bioverfügbare Testosteron korrelierten positiv mit der eGFR. Bei Patienten mit einer eGFR <60 ml/min/1,73 m2 wurden signifikant niedrigere Spiegel an TT, freiem und bioverfügbarem Testosteron bestimmt als bei den Patienten mit einer eGFR ≥60 ml/min/1,73 m2 (13,1±6,2 vs. 15,6±6,2 nmol/l, p=0,007; 256±142 vs. 308±135 pmol/l, p=0,024 bzw. 6,0±3,3 vs. 7,6±3,5 nmol/l, p=0,004). In multivariater Regressionsanalyse standen ein Alter >60 Jahre, ein BMI >27 kg/m2, Hypertriglyceridämie, abnormale Leberfunktionstests und eine eGFR <60 ml/min/1,73 m2 unabhängig mit Hypogonadismus im Zusammenhang (Tabelle).

Schlussfolgerungen
Bei Männern mit Typ-2-Diabetes sind chronische Nierenkrankheit und Leberfunktionsstörungen unabhängig mit Hypogonadismus assoziiert. Neben diesen klinischen Korrelaten bestätigten sich in dem Patientenkreis auch Zusammenhänge zwischen dem Alter, dem BMI sowie Hypertriglyceridämie und Hypogonadismus.
   
Literatur:
Herrero A, Marcos M, Galindo P, et al. 2018. Clinical and biochemical correlates of male hypogonadism in type 2 diabetes. Andrology 6:58-63.

 Januar 2018 Drucken jfs