In einer aktuellen Studie sollte ein sensitiver vereinheitlichter hormoneller Indikator für gesundes
Altern bei Männern identifiziert werden, um damit sich anbahnende gesundheitliche Beeinträchtigungen
noch vor der symptomatischen Manifestation erkennen zu können.
An der Studie waren 272 Männer zwischen 45 und 75 Jahren beteiligt, die sich selbst als gesund einschätzten.
Mit ihnen wurden psychometrische Daten erhoben, und sie gaben Speichelproben für Hormonanalysen ab.
Die depressive Symptomatik wurde anhand der Allgemeinen Depressionsskala-Langform 2 (ADS-L2).
Chronische Belastung wurde mit dem Trier Inventar zur Erfassung von chronischem Stress (Version 2,
Kurzform) erfasst. Ihren gefühlten Gesundheitszustand vermittelten die Patienten mit dem General
Health Questionnaire, der Kurzform-36 (SF-36) und der Aging Males‘ Symptoms (AMS) Skala.
Zunächst wurde eine Hauptkomponentenanalyse mit zehn Speichelanalyten durchgeführt
(Testosteron, DHEA, Estradiol, Progesteron, Melatonin, Kortison, Alpha-Amylase,
C-reaktives Protein, Interleukin-6 und Immunglobulin A). Um die vier Sexualsteroide
Testosteron, DHEA, Estradiol und Progesteron durch eine einzelne Messgröße mit
der höchsten Varianz angeben zu können, wurde eine Hauptkomponentenanalyse mit
einem Faktor unter Verwendung nur der vier Sexualsteroide durchgeführt. Daraus
resultierte die Hauptkomponente der degressiven Steroidhormone (DSH).
Die Korrelationen nullter Ordnung zwischen Alter und Sexualsteroiden im Speichel hatten
durchweg ein negatives Vorzeichen. Für Testosteron, DHEA, Estradiol und Progesteron wurde
eine mittlere jährliche Abnahme von 1,18%, 3,52%, 1,18% bzw. 1,68% errechnet.
Die DHS reduzierte sich im Jahr um ungefähr 0,042 Einheiten (Abb.).
Darin spiegelt sich die mittlere Änderungsrate der degressiven Steroidhormonspiegel wider.
Moderierende Effekte auf die Beziehung zwischen Alter und DHS wurden mittels zwei
Regressionstechniken analysiert. Anhand der Kleinste-Quadrate-Regression wurde eine
signifikante Assoziation zwischen Alter und DHS für depressive Symptome, chronische
Belastung und die gefühlte allgemeine Gesundheit ermittelt. Bei robuster Regression
ergaben sich im Wesentlichen die gleichen signifikanten Assoziationen.
Die mittlere Änderungsrate der DHS von 0,042 Einheiten stieg bei der Erhöhung um eine
Standardabweichung auf der ADS-L2 auf 0.053 Einheiten an. Analog war es für chronische
Belastung ein Anstieg auf 0,056 Einheiten und bei der Allgemeingesundheit eine
Erniedrigung auf 0,028 Einheiten.
Die jährliche Absenkung des DSH, d.h. die durchschnittliche Änderungsrate der degressiven
Steroidhormonspiegel, bietet sich als zukunftsträchtiger Parameter für die aktive Überwachung eines
gesunden Alterns bei Männern an. Bei derartiger laborchemischer Begleitung des Alterungsprozesses
bestehen günstige Aussichten die endokrine Balance durch eventuelle psychologische Interventionen,
Lebensstilanpassungen und Hormonsubstitution aufrechterhalten zu können.