Anhand einer prospektiven Kohortenstudie und einer Metaanalyse wurde die Hypothese getestet, dass extreme
Spiegel an Sexualsteroidhormonen in der allgemeinen Bevölkerung mit dem Risiko für ischämischen Schlaganfall
im Zusammenhang stehen.
In der Copenhagen City Heart Study wurden 4.615 Männer und 4.724 Frauen, deren Sexualhormonspiegel während
der zwischen 1981 und 1983 stattgefundenen Untersuchung bestimmt worden waren, für bis zu 29 Jahre hinsichtlich
des Auftretens ischämischer Schlaganfälle nachverfolgt.
Im der Gesamtkohorte trat während eines medianen Follow-up von 20 Jahren bei 1.087 der Teilnehmern
(~12%) ein ischämischer Schlaganfall auf. Die Betroffenen waren im Durchschnitt etwas älter, hatten
einen geringfügig höheren Body Mass Index, häufiger Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Vorhofflimmern
als diejenigen ohne Schlaganfall.
Bei Männern wurde ein höheres Schlaganfallrisiko analysiert, wenn ihr Gesamttestosteronspiegel zu den
niedrigsten 10% im Gesamtkollektiv gehörte (10. Perzentile). Das änderte sich nach Korrekturen für
Alter, BMI, Alkoholkonsum, körperliche Aktivität, Raucherstatus, Hypertonie, Diabetes mellitus,
Vorhofflimmern und chronischer Krankheit nur unwesentlich (Abb.). Übergewichtige/adipöse Männer
mit Hypertonie bildeten eine Subpopulation von 286 Teilnehmern bei denen 61 Schlaganfälle auftraten.
Das Risiko hierfür war bei den Männern der 0. bis zur 10. Perzentile gegenüber denen in der 11.
bis 100. Perzentile signifikant um 46% erhöht.
Bei prämenopausalen Frauen mit sehr geringem Estradiolspiegel bis zur 10. Perzentile war das Risiko
für ischämischen Schlaganfall in der multifaktoriell korrigierten Analyse gegenüber Frauen mit höherem
Estradiolspiegel signifikant erhöht. Da dieses Ergebnis allerdings nur auf 8 Ereignissen bei 110 Frauen
beruht, sollte man bei der Interpretation vorsicht walten lassen, sofern keine unabhängige Bestätigung
erfolgt.
Bei den postmenopausalen Frauen wurde weder bei der Höhe der Estradiol- noch bei der der Testosteronspiegel
eine Assoziation mit dem Schlaganfallrisiko ermittelt (Abb.).
Aus der prospektiven Beobachtung eines großen Kollektivs der allgemeinen Bevölkerung geht hervor,
dass sehr niedrige Testosteronspiegel bei Männern mit dem 33% höheren Risiko einen ischämischen
Schlaganfall zu erleiden, assoziiert sind. Das Risiko erhöht sich bei übergewichtigen/adipösen
Männern mit Bluthochdruck auf 46%. Für postmenopausale Frauen bestand über alle Konzentrationsbereiche
hinweg weder mit Estradiol noch mit Testosteron ein signifikanter Zusammenhang mit dem Risiko für
ischämischen Schlaganfall.