Wirksamkeit von Testosteron bei hypogonadalen Männern mit chronischem Schmerzsyndrom

Hintergrund

Zahlreiche ältere Männer leiden häufig an chronischen Schmerzen wie Rückenproblemen und Omarthralgie (Schulterschmerzen), die als markante Symptome des Late-onset-Hypogonadismus (LOH)-Syndroms anerkannt worden sind.

Zielsetzungen
In einer sechsmonatigen Interventionsstudie wurde die Effektivität einer sechsmonatigen TRT hinsichtlich Schmerzlinderung und verbesserter Lebensqualität bei hypogonadalen Männern mit Schmerzsyndrom gegenüber einer Kontrollgruppe verglichen.


Teilnehmer und Methoden
Sechzig hypogonadale Patienten mit Schmerzsyndrom (31 Männer in der TRT-Gruppe und 29 Kontrollen) wurden einer vorausgegangenen randomisierten kontrollierten Studie entlehnt. Chronische Schmerzen und psychisches Wohlbefinden wurden anhand der Short Form Gesundheitsfragebogen (SF-36)-Subskalen (body pain [BP]-Subdomäne) bzw. (mental Health [MH]-Subdomäne) bewertet. Patienten mit einem SF-36-Score von 50 oder darunter galten als an chronischen Schmerzen leidend. Die SF-36-Scores, die Aging Male Symptoms (AMS)-Skala, der International Prostatic Symptoms Score (IPSS) und die Prostata-spezifisches Antigen (PSA)-Spiegel zu Baseline und bei der Kontrolle nach 6 Monaten wurden zwischen beiden Gruppen verglichen.


Ergebnisse

Patientencharakteristika
Das mittlere Alter der Patienten in der TRT-Gruppe und der Kontrollgruppe waren 66,0 (42 – 81) Jahre bzw. 69,4 (51 – 82) Jahre. Die mittleren Spiegel an freiem Testosteron in der TRT- und der Kontrollgruppe waren 7,60 (4,10 – 11,7) bzw. 6,84 (2,20 – 10,3) pg/ml. In beiden Gruppen hatten jeweils 9 Männer Analgetika eingenommen, die ihnen von einem Arzt oder einem Orthopädisten verordnet worden waren. Darunter waren nicht-steroidale Entzündungshemmer (NSAR) und Paracetamol. Zwischen beiden Gruppen bestand bei keinem der Baseline-Charakteristika ein statistisch signifikanter Unterschied.

Effektivität der TRT
Bei den Männern der TRT-Gruppe hatte sich die BP-Subdomäne des SF-36-Gesunheitsfragebogens (non 44,2 auf 49,0; p = 0,0076), MH-Subdomäne (von 51,9 auf 54,1; p = 0,0113), Frage 4 der AMS-Skala (AMS-4; Schlafprobleme) (von 2,51 auf 1,80; p = 0,0047) und AMS-10 (Abnahme an Muskelkraft) (von 2,80 auf 2,51; p = 0,0366) am Kontrolltermin nach 6 Monaten signifikant verbessert. Auf der Gesamt-AMS-Skala wurde keine signifikante Veränderung registriert. Bei den Kontrollprobanden traten bei keinem der untersuchten Parameter signifikante Veränderungen auf. Bei den mit Testosteron substituierten Männern war der PSA-Spiegel von Baseline bis zum Termin nach 6 Monaten signifikant verändert. Die Erhöhung wurde als nicht klinisch signifikant erachtet.

Vergleiche zwischen Interventions- und Kontrollarm
Weitere Vergleiche zwischen Interventions- und Kontrollgruppe ergaben für die BP-Subdomäne (+4,81 versus -0,335; p = 0,0306), für die MH-Subdomäne (+2,16 versus -2,84; p = 0,0113), für AMS-4 (-0,709 versus +0,103; p = 0,0357) und für die PSA-Spiegel (+0,345 versus +0,063; p = 0,0009). Das deutet darauf hin, dass chronische Schmerzen und Aspekte der Lebensqualität bei älteren Männern mit LOH mit einer 6-monatigen TRT gelindert werden können. In den weiteren Subdomänen des Gesundheitsfragebogen SF-36, dem IPSS und den anderen AMS-Subskalen ergaben sich im Studienzeitraum keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen.


Kernaussagen
 
❏ Mit sechs Monaten einer Testosteronersatztherapie lassen sich bei hypogonadalen Männern mit Schmerzsyndrom die Schmerzen und verschiedene Bereiche der Lebensqualität bessern.

❏ Eine 6-monatige TRT trug neben der Schmerzlinderung auch zur Verbesserung einiger Aspekte der Lebensqualität wie psychisches Wohlbefinden und Schlafstörungen bei.

❏ Erhöhungen des PSA-Spiegels unter der Testosteronsubstitution blieben im Normbereich.

   

Literatur:
Kato Y, Shigehara K, Kawaguchi S, et al. 2020. Efficacy of testosterone replacement therapy on pain in hypogonadal men with chronic pain syndrome: A subanalysis of a prospective randomised controlled study in Japan (EARTH study). Andrology https://doi.org/10.1111/and.13768


 Oktober 2020 Drucken jfs