mCRPC: Unter Abirateronacetat gute Adhärenz und geringe Fatigue-Werte im Alltag

Zu Abirateronacetat (Zytiga®) wurden beim 68. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) in Leipzig aktuelle Daten aus dem Behandlungsalltag vorgestellt. Diese liefern Hinweise, dass Patienten mit metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakarzinom (mCRPC) unter Abirateronacetat eine gute Lebensqualität (vor allem auch bezüglich Fatigue) und keine nennenswerten Ädhärenzprobleme aufweisen. Ein weiteres Thema einer Fachpressekonferenz von Janssen stellte das Ausschöpfen der Therapieoptionen beim mCRPC durch den individuellen, sequentiellen Einsatz der zugelassenen Wirkstoffe dar.

Die Tumor-assoziierte Fatigue ist für mCRPC-Patienten ein häufiges und belastendes Symptom. Nach Angaben der Erkrankten hat das Erschöpfungssyndrom einen sehr großen Einfluss auf ihr Wohlbefinden und ihren Lebensalltag. Zu möglichen Ursachen gehören u.a. sowohl die Krebserkrankung als auch ihre Behandlung [1].

Vor diesem Hintergrund ist die Zwischenanalyse der nicht-interventionellen Studie IMPACT bemerkenswert, die PD Dr. Henrik Suttmann (Hamburg) beim diesjährigen DGU-Kongress vorgestellt hat [2]. In der prospektiven, multizentrischen Studie waren bei mCRPC-Patienten, die unter Alltagsbedingungen mit Abirateronacetat (Zytiga®) plus Prednison/Prednisolon behandelt wurden, nach drei Monaten die Fatigue-Werte insgesamt nicht sehr hoch. Dies galt für die Fatigue-Intensität ebenso wie für die Fatigue-Interferenz (Einfluss auf den Alltag), die mit Frage 3 (stärkste Fatigue der letzten 24 Stunden) bzw. Frage 4 (Durchschnittswerte aller Fatigue-Interferenz-Items der letzten 24 Stunden) des etablierten Messinstruments Brief-Fatigue-Inventory (BFI) erfasst und auf einer Skala von 0-10 (nicht vorhanden bis stark ausgeprägt) zu Beginn sowie nach 3 Monaten beurteilt wurden. So lagen die Durchschnittwerte der Fatigue-Intensität nach drei Monaten Abirateronacetat-Therapie bei 3,25 (n=85) und der Fatigue-Interferenz bei 1,96 (n=87) [2].

Besserung der Fatigue

Bei Männern, die zu Beginn der Behandlung eine klinisch relevante Fatigue gehabt hatten (Intensität bzw. Interferenz je ≥5 Punkte), stellte sich innerhalb der drei Monaten oft sogar eine Verbesserung ein (je Minimal Important Difference): Bei 48,7% (n=37) der Patienten mit einer klinisch relevanten Fatigue-Intensität bessertesich diese (Frage 3 des BFI: Abfall des Wertes um mindestens 2 Punkte) und bei 54,6% der Patienten mit einer klinisch relevanten Fatigue-Interferenz (n=11) kam es ebenfalls zu einer Besserung (Frage 4 des BFI: Abfall des Wertes um mindestens 1,25 Punkte). Derartige Verbesserungen seien als klinisch relevant einzustufen, erläuterte Suttmann. Wie sich weiter zeigte, gab es eine Korrelation zwischen niedrigerem BFI-Gesamtscore und höherem FACT-P-Score (Functional Assessment of Cancer Therapy-Prostate), der ein Maß für die gesundheitsbezogene Lebensqualität von Prostatakarzinom-Patienten ist. Mit anderen Worten: Je weniger Fatigue die Männer hatten, desto besser war ihre Lebensqualität [2].

„Das sind tolle Nachrichten für unsere mCRPC-Patienten. Denn wir wissen alle: die beste Therapie für eine unheilbare Erkrankung bemisst sich nicht allein an der gewonnenen Lebenszeit, sondern auch an der Lebensqualität. Das gilt umso mehr, wenn diese noch ein langes Leben vor sich haben“, betonte Suttmann.

Gute Adhärenz

Wie der Prostatakarzinom-Experte fortführte, lieferte die zweiarmige IMPACT-Studie zugleich Hinweise auf eine gute Adhärenz der Patienten unter der Therapie mit Abirateronacetat plus Prednison/Prednisolon. Denn die Rate an Therapieabbrüchen aufgrund von Nichtadhärenz (Therapieabbruch aus anderen Gründen als Krankheitsprogression oder Beginn einer neuen systemischen Tumortherapie) war sowohl bei Patienten, die an einem speziellen Adhärenz-Programm teilgenommen hatten (n=150), als auch bei Patienten ohne ein derartiges Programm (n=127) gering. Sie lag in der Gruppe mit Adhärenz-Programm nach drei bzw. sechs Monaten bei 8,7 bzw. 12,7%, in der Gruppe ohne Adhärenz-Programm betrug sie 5,5% bzw. 7,9% [2].

Die Patienten in der Adhärenz-Programm-Gruppe sahen unter anderem ein edukatives Video, wurden per Telefon oder SMS an die Tabletteneinnahme erinnert und führten ein Tagebuch über die Medikamenteneinnahme [2]. „Die gute Adhärenz ist unerlässlich für den Behandlungserfolg. Doch leider nimmt sie bei der oralen Krebstherapie oft kontinuierlich ab. Auf Abirateronacetat scheint das nicht zuzutreffen. Die Patienten brachen die Therapie – unabhängig von speziellen Maßnahmen zur Steigerung der Adhärenz – über einen Zeitraum von sechs Monaten nur sehr selten ab“, hob Suttmann hervor.

Sequentieller Einsatz der Wirkstoffe

Da heute mehrere Wirkstoffe für die Therapie des mCRPC zur Verfügung stehen, werden diese nach Angaben von Prof. Dr. Axel Merseburger (Lübeck) in der Regel sequentiell eingesetzt, um ihre Wirksamkeit möglichst auszuschöpfen. Mit welchem Wirkstoff die Therapie beginne und welche Wirkstoffe in weiteren Therapielinien zum Einsatz kämen, seien individuelle Entscheidungen, ergänzte er.

In der Erstlinie des nicht oder mild symptomatischen mCRPC erfolgt nach Ausführungen von Merseburger heute oft eine antihormonelle Therapie der nächsten Generation mit Abirateronacetat plus Prednison/Prednisolon oder Enzalutamid, da diese verträglicher sei als die Chemotherapie mit Docetaxel. Die beiden antihormonellen Substanzen hatten in ihren jeweiligen Zulassungsstudien eine sehr gute Wirksamkeit gezeigt, direkte Vergleichsstudien fehlen [3,4].

Chemotherapie hinauszögern

Nach Versagen der antihormonellen Erstlinientherapie des mCRPC gibt es laut Merseburger zwei unterschiedliche Ansätze. Zum einen könne der jeweils andere antihormonelle Wirkstoff zum Einsatz kommen, um die Chemotherapie möglichst lange hinauszuzögern. Ob es Unterschiede in der Wirksamkeit der Sequenz Abirateronacetat, gefolgt von Enzalutamid, und der umgekehrten Sequenz gibt, wird derzeit erstmals prospektiv in einer randomisierten Phase-II-Studie bei mCRPC-Patienten nach Versagen der Kastration im Cross-over-Design untersucht [5].

Wechsel des Wirkmechanismus

Der zweite Ansatz besteht darin, den Wirkmechanismus zu wechseln und nach Versagen der antihormonellen Erstlinientherapie des mCRPC auf eine Chemotherapie mit Docetaxel umzustellen. Hintergrund sind laut Merseburger aktuelle Daten, nach denen unter Abirateronacetat und Enzalutamid mit der Zeit Splicevarianten des Androgenrezeptors, etwa AR-V7, entstehen können [6]. Diese sind konstitutiv aktiv und resistent gegenüber den antihormonellen Therapien. Docetaxel bleibt hingegen auch bei Vorliegen von AR-V7 bei vielen Patienten noch wirksam. Gemäß Merseburger könnte daher künftig womöglich ein Test auf AR-V7 Therapieentscheidungen beim mCRPC erleichtern. Entsprechende Assays sind bereits für Studien verfügbar, nicht jedoch für die Routineversorgung.

Quelle: Fachpressekonferenz „Praxis und Theorie: Erstlinientherapie des mCRPC* mit Zytiga®“ anlässlich des 68. DGU-Kongresses 2016 am 29. September 2016 in Leipzig. Veranstalter: Janssen-Cilag GmbH

Referenzen
[1] Colloca G, et al. Incidence and Correlates of Fatigue in Metastatic Castration-Resistant Prostate Cancer: A Systematic Review. Clin Genitourin Cancer. 2016;14(1):5-11.
[2] Suttmann H, et al. Prospective, non-interventional study on the influence of adherence measures on the therapy with abiraterone acetate (AA) + prednisone/prednisolone (P) in patients with metastatic, castration resistant prostate carcinoma (mCrPC). 68. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie, 28.09.-01.10.2016, Leipzig: Vortragssitzung V03
[3] Ryan CJ, et al. Abiraterone acetate plus prednisone versus placebo plus prednisone in chemotherapy-naive men with metastatic castration-resistant prostate cancer (COU-AA-302): final overall survival analysis of a randomised, double-blind, placebo-controlled phase 3 study. Lancet Oncol. 2015;16(2):152-160
[4] Beer TM, et al. Enzalutamide (ENZA) in men with chemotherapy-Naïve metastatic castration-resistant prostate cancer (mCRPC): Final analysis of the phase 3 PREVAIL study. J Clin Oncol 33, 2015 (suppl; abstr 5036)
[5] https://clinicaltrials.gov (NCT02125357)
[6] Azoitei A, et al. J Steroid Biochem Mol Biol. 2016; in press

Oktober 2016


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