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Metastasiertes Nierenzellkarzinom
Longitudinalstudie zeigt Potenzial des molekularen Profilings

In einer Longitudinalstudie wurden zirkulierende Tumorzellen bei Patienten mit Nierenzellkarzinom (RCC) als potenzieller Biomarker für ein Ansprechen und das Monitoring des Ansprechens unter Immuntherapie untersucht. Die Ergebnisse der groß angelegten Studie zeigen den Nutzen des nicht-invasiven Verfahrens.

Flüssigbiopsien beim metastasierten Nierenzellkarzinom (mRCC) bieten einen einzigartigen Ansatz zum Verständnis der molekularen Grundlagen des Ansprechens und der Resistenz auf die Behandlung. Dies ist besonders wichtig im Zusammenhang mit Immuntherapien, die auf wichtige Immun-Tumor-Wechselwirkungen abzielen. Im Gegensatz zu metastatischen Gewebebiopsien ist mit dem nichtinvasiven Ansatz zirkulierender Tumorzellen (CTC) eine serielle Echtzeit-Profilierung von mRCC möglich. Der große Vorteil einer „liquid biopsy“ liegt in der einfachen, nicht-invasiven Entnahme von Probenmaterial. Mithilfe von zirkulierenden Tumorzellen (CTCs) im peripheren Blut können Patienten über den Verlauf der Erkrankung monitoriert und ein Fortschreiten der Erkrankung möglicherweise frühzeitig erkannt werden. Dies ist insbesondere für RCC-Patienten mit einer kompletten Remission von Bedeutung, bei denen nichtsdestotrotz die Gefahr von erworbenen Resistenzen besteht.

Insgesamt wurden 457 Blutproben von 104 Patienten für die CTC-Analyse genommen. Bei Patienten mit fortschreitender Erkrankung (PD) unter Therapie mit Nivolumab zeigte sich ein höheres Aufkommen von CTCs verglichen mit dem Therapiestart oder auch im Vergleich mit Patienten in partieller Remission (PR). Patienten mit PR hatten generell eine geringere CTC-Zahl bei Therapiebeginn: 28,3 CTCs/ml bei Therapiebeginn wurden von Patienten mit PR nie überschritten, wohingegen einige Patienten mit stabiler Erkrankung oder PD diesen Wert überstiegen. Während der Nachbeobachtungszeit betrug die CTC-Zahl für Patienten mit PR niemals mehr als 89 CTCs/ml, bei einigen Patienten mit SD oder PD wurde dieser Wert jedoch überschritten.

Über den Krankheitsverlauf wurde bestätigt, dass die Änderung der CTC-Zahl mit der Prognose der Patienten assoziiert ist und somit einen wichtigen prognostischen Wert hat. Auch das Verhältnis von HLA I zu PD-L1-Expression (HP-Ratio) wurde als Verlaufsparameter erkannt, allerdings nur für Patienten unter Checkpoint-Inhibitor-Therapie und nicht für Patienten unter Therapie mit einem Tyrosinkinaseinhibitor (TKI). Bei Bestrahlung, die hauptsächlich für die Palliation bei schlechter Prognose eingesetzt wird, konnte ein kurzzeitiger Einfluss auf die CTCs festgestellt werden.

Patienten mit radiologischem Ansprechen zeigten während der gesamten Behandlung eine signifikant geringere CTC-Häufigkeit. Darüber hinaus hatten Patienten, deren CTC-Zählungsverlauf im höchsten Quartil lag (>0,12 CTCs/ml pro Jahr), ein kürzeres Gesamtüberleben (Median 17,0 Monate vs. 21,1 Monate, p< 0,001). Während der Behandlung verringerte sich das HP-Verhältnis bei Patienten, die eine Immuntherapie erhielten, nicht jedoch bei Patienten, die Tyrosinkinase-Inhibitoren erhielten. Patienten mit einem HP-Verhältnisverlauf im höchsten Quartil (≥0,0012 pro Jahr) zeigten eine deutlich kürzere Gesamtüberlebenszeit (Median 18,4 Monate vs. 21,2 Monate, p=0,003).

In der ersten großen longitudinalen CTC-Studie bei mRCC konnte die prognostische Bedeutung der CTC-Zählung und die zeitliche Veränderung sowohl der CTC-Zählung als auch des HP-Verhältnisses identifiziert werden. Diese Erkenntnisse über Veränderungen sowohl der Tumorlast als auch des molekularen Profilings von Tumorzellen als Reaktion auf verschiedene Behandlungen könnten als potenzielle Biomarker zur Vorhersage und Überwachung des Ansprechens auf eine Immuntherapie bei mRCC dienen.

Die Autoren schlussfolgern, dass CTCs für das Monitoring von Patienten von klinischem Nutzen ist. CTC-Zahl und HP-Ratio werden als korrelativer Endpunkt in den weiteren Studien (Checkpoint-Inhibitor mit oder ohne Radiatio) und (TKI mit oder ohne Radium-223) bei einem größeren Patientenkollektiv untersucht.

❏ Mithilfe von zirkulierenden Tumorzellen (CTCs) im peripheren Blut können Patienten über den Verlauf der Erkrankung überwacht und ein Fortschreiten der Erkrankung möglicherweise frühzeitig erkannt werden.

❏ Die Erkenntnisse über Veränderungen der Tumorlast und des molekularen Profilings von Tumorzellen als Reaktion auf verschiedene Behandlungen könnten als potenzielle Biomarker zur Vorhersage und Überwachung des Ansprechens auf eine Immuntherapie bei mRCC dienen.

❏ Diese Studie bildet die Grundlage für serielles, blutbasiertes molekulares Profiling beim Nierenzellkarzinom und hat möglicherweise Auswirkungen zur Immuntherapie bei anderen Tumorarten.

Bootsma M, et al. 2022. Longitudinal molecular profiling of circulating tumor cells in metastatic renal cell carcinoma. J Clin Oncol 2022; doi:org/10.1200/JCO.22.00219

November 2023 Red.
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