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Prostatakrebs
Präoperative 68Ga-PSMA-11 Positron-Emissions-Tomographie zur Risikobewertung eines biochemischen Rezidivs

Die Risikobewertung des Prostatakrebsrisikos (PCa) für das krankheitsfreie Überleben nach radikaler Prostatektomie (RP) ist ein entscheidender Parameter, der in der klinischen Praxis für maßgeschneiderte Therapieansätze verwendet wird. Ein biochemisches Rezidiv (BCR) tritt bei 20–50% der Patienten innerhalb von 10 Jahren auf. Frühe BCR (3 Jahre nach der Operation) sind mit einer schlechten Prognose verbunden und stehen in direktem Zusammenhang mit der krebsspezifischen Mortalität. Prädiktive Faktoren der BCR und ihre Integration in prognostische Nomogramme leiten die klinische Identifizierung und Behandlung von Hochrisikopatienten.

Zum Staging von Patienten mit Hochrisiko-Prostatakrebs ist an erster Stelle die PCa-spezifische Membranantigen-Positron-Emissions-Tomographie (PSMA-PET) als Bildgebungsverfahren etabliert. Häufigeres primäres Staging anhand von PSMA-PET-Scans könnte mit der Abnahme des biochemischen Rezidiv-freien Überlebens (BCR-FS) im Zusammenhang stehen. Der prognostische Wert des präoperativen PSMA-PET für das BCR-FS wurde in dieser Studie mit dem präoperativen «Cancer of the Prostate Risk Assessment» (CAPRA)- und dem postoperativem CAPRA-Surgery (CAPRA-S)-Score bei Patienten mit Intermediär- bis Hochrisiko-PCa verglichen, die mit radikaler Prostatektomie (RP) und Lymphadenektomie (LAD) behandelt wurden.


Von Dezember 2015 bis Dezember 2019 wurden 277 Patienten nach PSMA-PET operiert. Bei 240/277 (87%) Männern wurde eine klinische Nachuntersuchung durchgeführt. Die mittlere Nachbeobachtungszeit nach der Operation betrug 32,4 Monate. Die Patienten wurden nach der RP durch lokale Prüfärzte anhand von elektronischen Krankenakten nachverfolgt. BCR wurde durch einen Anstieg des PSA-Spiegels auf 0,2 ng/ml nach RP oder Beginn einer PCa-spezifischen Sekundärbehandlung (>6 Monate nach der Operation) definiert. Zur Beurteilung des prognostischen Werts von PSMA-PET und zum Vergleich mit den CAPRA- und CAPRA-S-Scores wurden univariate und multivariable Cox-Modelle sowie ein c-statistischer Index durchgeführt.

In der Posthoc-Analyse der prospektiven chirurgischen Kohorte der Phase-3-Multicenterstudie sollte ermittelt werden, ob sich in der präoperativen Situation die Risikostratifizierung für das BCR-FS mit präoperativem PSMA-PET alleine verglichen mit dem präoperativen CAPRA-Score verbessern lässt, und ob die Kombination CAPRA-Score plus präoperatives PSMA-PET in der postoperativen Situation den Unterschied mit dem CAPRA-S-Score verringern kann. Alle 68Ga-PSMA-11-PET-Scans unterlagen der verblindeten Bildauswertung. Zur Ermittlung des BCR-Risikos wurden PSMA-PET (Anreicherung in der Prostata niedrig vs. hoch), PSMA-PET (extraprostatischer Tumor N1/M1) sowie die CAPRA- und CAPRA-S-Scores verwendet.

Von 240 BCR-Ereignissen wurden 91 (38%) beobachtet. PSMA-PET N1/M1 wurde bei 41/240 (17%) Patienten gefunden. PSMA-PET-Prostataaufnahme, PSMA-PET N1/M1 sowie CAPRA- und CAPRA-S-Scores waren signifikante univariate Prädiktoren für BCR. Das Hinzufügen des PSMA-PET N1/M1-Status zum präoperativen CAPRA-Score verbesserte die Risikobewertung für BCR im Vergleich zum präoperativen CAPRA-Score allein deutlich (c-Statistik 0,70 vs. 0,6 p <0,001). Der C-Index des postoperativen Modells, das allein den postoperativen CAPRA-S-Score nutzte, unterschied sich nicht signifikant vom präoperativen Modell mit Kombination der präoperative CAPRA-Score und der PSMA-PET N1/M1-Status.

Effekte des PSMA-PET-Scores auf das BCR-FS

Das BCR-FS war sowohl bei Patienten mit hoher PSMA-PET-Prostataaufnahme (n=189) als auch bei Patienten mit extraprostatischer PSMA-PET-Erkrankung (n=41) kürzer: Medianes Überleben lag bei 45,3 Monaten vs. NR bzw. 9,0 Monate vs. NR (Abb. A, B).

Abb.: Biochemisches rezidivfreies Überleben (BCR-FS) bei (A) hoher PSMA-Prostataaufnahme, (B) PSMA extraprostatischer Expansion (N1/M1), (C) CAPRA-Score und (D) CAPRA-S-Score. LAD = Lymphadenektomie; RP = radikale Prostatektomie.
 
Effekte des CAPRA- und CAPRA-S-Scores auf BCR-FS

Das BCR-FS war sowohl bei Patienten mit einem hohen Risiko (≥6) des präoperativen CAPRA-Scores (n=161) als auch Patienten mit einem hohen Risiko (≥6) des postoperativen CAPRA-S-Scores (n=125) kürzer: Medianes Überleben betrug 37,3 Monate vs. NE bzw. 17,1 Monate vs. NE (Abb. C, D).

Zusatznutzen von PSMA-PET zum CAPRA-Score

Der präoperative CAPRA-Score (kontinuierlich), eine hohe Traceranreicherung der Prostata auf dem PSMA-PET/CT und extraprostatische PSMA-Krankheit waren signifikante univariate Prädiktoren für BCR.

Ein Modell, in dem CAPRA-Score, hohe Traceranreicherung im PSMA-PET und PSMA-PET extraprostatischer Tumor (N/M) berücksichtigt wurden, hatte einen höheren statistischen Wert als Modelle mit dem CAPRA-Score allein oder mit dem CAPRA-Score und hoher Traceranreicherung auf dem PSMA-PET/CT (C-Index 0,70).

Zusatznutzen von PSMA-PET zum CAPRA-S-Score

Das postoperative CAPRA-S-Score (kontinuierlich), hohe Traceranreicherung im PSMA-PET und PSMA-PET extraprostatischer Tumor (N/M) waren signifikante univariate Prädiktoren für das biochemische Rezidiv. Der C-Index des postoperativen Modells CAPRA-S-Score alleine erwies sich gegenüber der Kombination aus präoperativem CAPRA-Score und dem PSMA-PET N1/M1-Status als nicht signifikant unterschiedlich.

❏ Das präoperative PSMA-PET war ein potenter prognostischer Biomarker zur besseren Risikobewertung für biochemisches rezidivfreies Überleben.

❏ Die Implementierung des PSMA-PET in die präoperative Risikobewertung mit dem CAPRA-Score verbesserte den Nutzeffekt und verminderte den Abstand zum Referenzstandard (postoperativer CAPRA-S-Score).


Djaïleb L, Wesley R. Armstrong WR, Thompson D, et al. 2023. Presurgical 68Ga-PSMA-11 positron emission tomography for biochemical recurrence risk assessment: A follow-up analysis of a multicenter prospective phase 3 imaging trial. Eur Urol 84:588–586.

jan. 2024 Red.
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