Testosteronmangel als Indiz für Gesundheitsprobleme
Auch Hypogonadismus unklarer Genese therapieren

Ein symptomatischer Hypogonadismus sollte unabhängig davon, ob die Ursache bekannt ist, behandelt werden. Denn ein Testosteronmangel ist ein Indikator für einen reduzierten Allgemeinzustand. Er ist assoziiert mit einem erhöhten Risiko für Übergewicht, Diabetes mellitus Typ 2 (DMT2), metabolisches Syndrom (MetS) und verminderter Knochendichte sowie einer gesteigerten Gesamtmortalität.

Diesen Konsensus haben Experten im Vorfeld des diesjährigen IX. International Congress der International Society for the Study of the Aging Male (ISSAM) in Prag bekannt gegeben [1].

Kein uniformer Schwellenwert für Symptome

Es existiert kein fester Schwellenwert, ab dem symptomatische Männer von der Testosterongabe profitieren, betonte Prof. Michael Zitzmann aus Münster: Die einzelnen Symptome des Testosteronmangels manifestieren sich bei unterschiedlichen Serumwerten, sind interindividuell variabel und abhängig von Alter (SHBG), Begleiterkrankungen und Empfindlichkeit des Androgenrezeptors. Eine Testosterontherapie ist wirksam bei hormonellen Sexualstörungen, erhöht die Muskelmasse und reduziert Fettgewebe. Ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko scheint aus wissenschaftlicher Sicht nicht zu bestehen, so die Experten. Vielmehr korrelieren niedrige Hormonspiegel mit erhöhter Mortalität, gesteigerter Inzidenz kardiovaskulärer Zwischenfälle und Atherosklerose. Unter dreijähriger Therapie mit Testosterongel war im placebokontrollierten Vergleich kein Unterschied bei Intima-Media-Dicke der Karotiden und Koronarkalk zu objektivieren [2]. Auch die Angst, durch Testosteronausgleich das Risiko für Prostatakarzinome zu erhöhen, ist nach derzeitiger Datenlage nicht begründet: Bei Männern mit hohem Testosteron ist keine höhere Inzidenz dokumentiert, betonen die Experten im Konsens.

Testosterongabe bessert Lipid- und Glukose-Stoffwechsel

Bei hypogonadalen Männer mit MetS ist der Nutzen eines modifizierten Lebensstils allgemein akzeptiert, aber schwer umzusetzen. Bei gleichzeitigem Ausgleich des Testosterondefizits ist eine langsame, aber stetige Abnahme von Übergewicht, Bauchumfang und BMI bereits relativ kurzfristig – und über fünf Jahre – belegt [3,4]. Die Verbesserung von Glukose- und Lipid-Stoffwechsel-Parameter dauert länger: HbA1c erwies sich bei neu diagnostizierten Diabetikern mit Hypogonadismus erst nach einem Jahr als signifikant stärker gesenkt, wenn zusätzlich zu Diät und Sport der Testosteronmangel mit Testogel® ausgeglichen wurde5. Auch in der TIMES-2-Studie war der Einfluss der transdermalen Therapie auf den HOMA-Index bei hypogonadalen Männern mit DMT2 oder aber MetS nach einem Jahr ausgeprägter als nach sechs Monaten [6].

Vorteile von Gel gegenüber anderen Applikationsformen

Andererseits erlaubt die transdermale Applikation eine individuelle Titration der Dosis und bewirkt konstante Blutspiegel über 24 Stunden. Die gute Verträglichkeit ist lokal (Gel 5% Irritationen, Pflaster bis 66%) und systemisch (Gel 3 bis 18% Erythrozytose, bis zu 44% bei Injektionen) belegt [7]. Ein klarer Vorteil besteht zudem in Fällen, in denen die Therapie schnell abgesetzt werden muss: Innerhalb von 48 Stunden sind die Blutspiegel wieder hypogonadal.

Quellen:
[1] IX. International Congress der International Society for the Study of the Aging Male (IS-SAM), Prag, 1.-3.10.2015
[2] Basaria S, et al. 2015. JAMA 314(6):570
[3] Francomano D, et al. 2014. Urology 83:167
[4] Yassin DJ, et al. 2014. J Sex Med 11(6):1567
[5] Heufelder A, et al. 2009. J Androl 30(6):726
[6] Jones TH, et al. 2011. Diabetes Care 34:828
[7] Jones S, et al. 2015. Sex Med Rev 3:101.

Quelle: DR. KADE/BESINS

November 2015

 
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