Die Auswirkungen einer kohlenhydratarmen Diät auf die erektile Funktion und den Serumtestosteronspiegel bei hypogonadalen Männern mit metabolischem Syndrom: Eine randomisierte klinische Studie.

Hintergrund/Zielsetzung

Das metabolische Syndrom ist als Risikofaktor für verschiedene Krankheiten erkannt. Zudem ist die Beziehung zwischen metabolischem Syndrom und Hypogonadismus gut belegt. In der aktuellen Pilotstudie sollte ermittelt werden, ob eine kohlenhydratarme Ernährung bei hypogonadalen Männern mit metabolischem Syndrom das Gesamttestosteron im Serum erhöhen und die erektile Funktion verbessern kann.

Patienten und Methoden

In der randomisierten klinischen Open-label-Studie sollte bei hypogonadalen Männern mit metabolischem Syndrom eine Ernährung mit geringem Kohlenhydrat-Anteil und eine ausgewogene Nährstoffzufuhr (Kontrollen) über drei Monate verglichen werden. Ausgewertet wurden anthropometrische Parameter (Bauchumfang) wie auch der Gesamttestosteronspiegel und Symptome eines Hypogonadismus mithilfe des Androgen Deficiency in Aging Males (ADAM)- und Aging Males‘ Symptoms (AMS)-Scores sowie die Sexualfunktion anhand des 5-Punkte International Index of Erectile Funktion (IIEF-5)-Scores.

Teilnehmer-Charakteristika

Achtzehn Teilnehmer absolvierten die Studie. Von ihnen waren 12 in die Niedrig-Kohlenhydrat-Gruppe (NKG) und 6 in die Kontrollgruppe randomisiert worden. Das mittlere Alter betrug 57 bzw. 59,8 Jahre. Die Gruppen waren bezüglich wesentlicher demographischer Daten weitgehend homogen. Die Prävalenz von Bluthochdruck und Diabetes betrug 57%, ohne signifikantem Unterschied zwischen den Gruppen (Hypertonie: Kontrollen 43% vs. NKG 64%, p=0,35; Diabetes: (Kontrollen 86% vs. NKG 43%, p=0,06). Insgesamt 19% der Teilnehmer waren Raucher, wobei es keinen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen gab (29% vs. 14%, p=0,43). Eine erektile Dysfunktion (ED) gaben 62% der Teilnehmer an (Kontrollen 86% vs. NKG 50%, p=0,11).

Effekt auf die erektile Funktion

Die erektile Funktion unterschied sich deutlich zwischen den Gruppen, sie stieg in der Interventionsgruppe gemäß IIEF-5-Fragebogen im Mittel um 2,4 Punkte an (von 15,5 auf 17,9). Dies reichte für die Einordnung in die Mild-Kategorie der erektilen Funktion (p <0,01). Der Anstieg um 2,2 Punkte (von 12 auf 14,2) in der Kontrollgruppe war nicht ausreichend, um die Kategorie der erektilen Funktion zu ändern, sie blieb Mild-bis-Moderat (p=0,3).

Hypogonadismus Symptome

Symptome, die auf einen Hypogonadismus hindeuteten, verbesserten sich in der Niedrig-Kohlenhydrat-Gruppe signifikant. Der AMS-Score nahm in der Niedrig-Kohlenhydrat-Gruppe im Mittel um 11 Punkte ab. Das veränderte die Symptom-Kategorie von moderat zu mild. In der Interventionsgruppe verringerte sich nach dem ADAM-Fragebogen der Anteil Männer mit Symptomen eines Hypogonadismus von 78,6% auf 21,4%. In der Kontrollgruppe war es eine Verringerung von 100% auf 85,7%. Zu Beginn der Studie waren alle Männer hypogonadal (Gesamttestosteronspiegel <300 ng/dl), zum Ende der Studie war der Anteil eugonadaler Männer (Gesamttestosteron ≥300 ng/dl) in der Niedrig-Kohlenhydrat-Gruppe dreifach höher (p=0,05).

Blutdruckergebnisse

Die Blutdruckwerte wurden getrennt als systolisch und diastolisch betrachtet. Der systolische Blutdruck war in der Niedrig-Kohlenhydrat-Gruppe signifikant erniedrigt, aber nicht in der Kontrollgruppe (-9,07 mmHg vs. -2,57 mmHg, p=0,002). Beim diastolischen Blutdruck wurden dagegen keine Unterschiede registriert (-3,64 mmHg vs. +3,85 mmHg, p=0,12).

Anstieg der Testosteronspiegel

Die Zunahme des Gesamttestosterons war in der Niedrig-Kohlenhydrat-Gruppe größer als in der Kontrollgruppe (+81,6 ng/dl vs. +9,5 ng/dl; p=0,08). Das berechnete freie Testosteron stieg in der Niedrig-Kohlenhydrat-Gruppe im Mittel um 2 ng/dl an (p=0,001) und erreichte einen Mittelwert von 6,7 ng/dl, der im normalen Bereich liegt. In der Kontrollgruppe war der Unterschied des berechneten freien Testosteronspiegels bei einer mittleren Zunahme von 0,45 ng/dl (p=0,58) nicht signifikant.

Anthropometrische Daten

Hinsichtlich der anthropometrischen Messungen kam es in beiden Gruppen zu einer signifikanten Gewichtsreduktion, wobei diese in der kohlenhydratarmen Gruppe stärker ausfiel (Kontrollen von 98,3 auf 97,3 kg; p=0,04, in der NKG von 96,5 auf 91,9; p=0,002). Der Bauchumfang der Patienten aus der NKG ist von 112,2 auf 106,3 cm zurückgegangen. Bei den Kontrollen reduzierte sich von 113,3 cm auf 110,5 cm.

Kernaussagen
 
❏ Die Studienergebnisse zeigen, dass eine kohlenhydratarme Ernährung das Gewicht, den systolischen Blutdruck und den Bauchumfang reduzieren kann.

❏ Eine dreimonatige kohlenhydratarme Ernährung kann bei hypogonadalen Männern mit metabolischem Syndrom zu einem Anstieg des Testosteronspiegels im Serum führen und auch die Erektionsfunktion verbessern. Es sind jedoch größere Studien erforderlich, um die potenzielle Wirksamkeit einer kohlenhydratarmen Diät bei der Behandlung von männlichem Hypogonadismus eindeutig zu belegen.

❏ Als Schwachstelle der Studie wird in erster Linie angeführt, dass geeignete Patienten, keine Veränderung ihrer Ernährungsgewohnheiten wollten und stimmten der Teilnahme an der Studie nicht zu.

Literatur:
da Silva Schmitt C, da Costa CM, Stumpf Souto JS, et al. 2023. The effects of a low carbohydrate diet on erectile function and serum testosterone levels in hypogonadal men with metabolic syndrome: a randomized clinical trial. BMC Endocr Disord 23:30.
Dezember 2023 Drucken jfs
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