Ein symptomatisches Testosterondefizit, LUTS und ED sind bei älteren Männern
häufiger. Die Lebensqualität kann dadurch erheblich beeinträchtigt sein. Wenn ein
Hormonmangel bei allen Symptomen eine Rolle spielt, könnte der Ausgleich mehrere
„Fliegen mit einer Klappe schlagen“.
Sowohl im Epithel der Urethra als auch der Blase sind Androgen-Rezeptoren nachgewiesen.
Testosteron besitzt zudem einen direkten Effekt auf das autonome Nervensystem.
Beschrieben ist ein verbesserter Uroflow unter Testosterontherapie.
62 Patienten, mittleres Alter 59,6 Jahre (±14), die wegen LUTS oder ED die urologische Klinik aufsuchten, wurden
randomisiert. Die Hälfte von ihnen trug über drei Monate täglich 50 mg Testosterongel auf,
die andere Hälfte Placebogel. Männer mit chronischen Erkrankungen, Malignomen sowie
suspekten Prostata-Befunden waren ausgeschlossen.
Initial wiesen alle einen symptomatischen Hypogonadismus auf mit Scorewerten über
27 im Fragebogen zu Aging Male Symptoms (AMS-Q) und ein Gesamt-Testosteron von
weniger als 350ng/dl (12,1nmol/l). Die LUTS-Symptomatik wurde per Uroflow (Qmax)
und IPSS (International Prostate Symptom Scale)-Fragebogen erfasst, der Schweregrad
der ED über den IIEF-5 (International Index of Erectile Function).
Die hypogonadale Symptomatik war zum Studienende signifikant verbessert: In der
Verumgruppe ging der initiale Scorewert von 52,1 (±14,5) zurück auf 18,4 (±9,29),
während unter Placebo keine Veränderung resultierte (jeweils rund 60 Scorepunkte).
Auch die ED-Symptomatik war nach dreimonatiger Therapie signifikant verbessert: In
der Verumgruppe stieg der Ausgangswert von 15 (±5) Scorepunkten auf 19,6 (±4,18),
im Placebo-Arm zeigte sich kein Anstieg. Auch der Uroflow besserte sich signifikant
und nahm von 16,4 (±8,84) auf 18,4 (±9,29) ml/s zu, während unter Placebo ein
Abfall resultierte. Im IPSS war die Veränderung nicht signifikant.
Beim prostata-spezifischen Antigen (PSA) veränderten sich die Werte im Therapieverlauf
nicht und waren vergleichbar in beiden Gruppen.
Der Ausgleich eines Hormonmangels bei hypogonadalen Männern, die gleichzeitig LUTS- und/oder
ED-Probleme haben, verbesserte auch diese Symptome signifikant. Die neuen Leitlinien der
EAU tragen diesem Zusammenhang bereits Rechnung: LUTS wurden als Kontraindikation
für eine Testosterontherapie gestrichen.