Late-onset-Hypogonadismus und endothelialer Funktionsverlust bei vaskulärer erektiler Dysfunktion

Hintergrund

Zirkulierende endotheliale Progenitorzellen (EPZ) und endotheliale Mikropartikel (EMP) können als Marker der endothelialen Dysfunktion dienen. Dabei lässt sich die biologische Ausgewogenheit zwischen dem Grad der Gefäßschäden und den Reparaturzellen anhand paralleler Bestimmungen von EMP und EPZ beurteilen. Den Funktionsstörungen des Endothels kann eine signifikante Rolle in der Pathophysiologie von erektiler Dysfunktion (ED) zukommen. Ihre Assoziation mit der Entwicklung eines Late-onset-Hypogonadismus (LOH) bei Männern mit vaskulärer ED bedarf weiterer Klärung.

Zielsetzung
Es wurde analysiert, inwieweit sich ein Zusammenhang zwischen endothelialen Funktionsstörungen und LOH bei Männern mit vaskulärer ED anhand von Bestimmungen der EMP und EPZ im Blut herstellen lässt (Omar YA, et al. 2017):

Teilnehmer und Methoden
Der Zusammenhang zwischen LOH und endothelialer Dysfunktion bei vaskulärer ED wurde anhand des Vergleichs dreier Gruppen mit je 30 Männern abgeklärt: Diese hatten in (A) ED und LOH, in (B) ED ohne LOH und waren in (C) Kontrollen ohne ED und ohne LOH. Als hypogonadal galten Männer mit einem Gesamttestosteron von <3,20 ng/ml und/oder freien Testosteron <6,4 pg/ml. Mittels Farbdoppler-Sonographie des Penis wurde die Art der vaskulär bedingten ED abgeklärt. Bei allen Teilnehmern wurde der Gehalt des Blutes an EPC (CD45/CD34+/CD144+) und EMP (CD45/CD144+ /Annexin V+) nach Fluoreszenzmarkierung mittels Durchflusszytometrie analysiert.
Ergebnisse
Das mittlere Alter in den Gruppen A, B und C betrug 51±11, 64±11 bzw. 48±5 Jahre. Der Anteil Männer mit ≥1 vaskulärem Risikofaktor betrug 67%, 57% bzw. 10%. Männer mit ED und LOH waren zu 60% adipös. Übergewichtigkeit überwog hingegen in der Gruppe mit ED ohne LOH (53%).

Die mittleren Konzentrationen in den Gruppen A, B und C waren 3,32±0,21, 6,43±0,36 bzw. 5,37±0,3. Bei den Patienten mit ED und LOH wurden linksseitig signifikant geringere Mittelwerte der systolischen Spitzengeschwindigkeit und deutlich niedrigere Widerstandsindices als bei den ED-Patienten ohne LOH registriert. Gravierende Beeinträchtigungen der Doppler-Parameter betrafen 53% der Patienten in Gruppe A und 23% der Männer in Gruppe B.

Abb.: Anteil zirkulierender endothelialer Progenitorzellen (EPC) und endothelialer Mikropartikel (EMP) bei Männern mit ED und LOH, bei ED-Patienten ohne LOH und bei Kontrollprobanden.
 
Bei Patienten mit vaskulärer ED und LOH finden sich im Blut signifikant höhere Konzentrationen an EPZ und EMP als bei ED-Patienten ohne LOH. Am deutlich niedrigsten waren die EPZ- und EMP-Ereignisse bei den Kontrollen (Abb.). In den Gruppen A, B und C wurden median prozentuale Anteile von 0,34, 0,12 bzw. 0,02 an EPZ bestimmt. Für EMP waren es entsprechend 0,11%, 0,03% bzw. 0,01%.

Schlussfolgerungen
Zwischen LOH und vermehrtem Auftreten von endothelialen Mikropartikeln wie auch endothelialen Progenitorzellen besteht bei Patienten mit vaskulärer erektiler Dysfunktion eine signifikante Verbindung.

Die Ergebnisse bestätigen im Wesentlichen Befunde von La Vignera et al. (2011), mit denselben EPZ- und EMP-Phänotypen bei Patienten mit arterieller ED und LOH.

   
Literatur:
Omar YA, Younis SE, Ismail IY, El-Sakka AI, 2017. Testosterone level and endothelial dysfunction in patients with vasculogenic erectile dysfunction. Andrology 5:527-534.
La Vignera S, Condorelli R, Vicari E, et al. 2011. New immunophenotype of blood endothelial progenitor cells and endothelial microparticles in patients with arterial erectile dysfunction and late-onset hypogonadism. J Androl 32, 509-517.

 August 2017 Drucken jfs