Diesbezüglich wurden die Ausbildung eines metabolischen Syndroms sowie die seiner einzelnen Komponenten während
des ersten Jahres einer ADT untersucht [5].
Die Patienten der multizentrischen, prospektiven Beobachtungstudie hatten histologisch
nachgewiesenen Prostatakrebs (70% T3-4 N0 M0). Sie erhielten nach Maßgabe klinischer
Kriterien länger als zwölf Monate ein 3-Monats-Depot eines (luteinisierendes Hormon Releasing-
Hormon)
LHRH-Agonisten. Vor der Behandlung sowie während des Follow-up nach sechs und zwölf Monaten wurden bei
ihnen die Komponenten eines metabolischen Syndroms gemäß
der Definition (Adult Treatment Panel) ATP III mit drei der folgenden Kriterien bestimmt:
Bauchumfang ≥102 cm,
HDL-Cholesterin ≤40 mg/dl,
Triglyceride ≥150 mg/dl,
Blutdruck ≥130/85 mmHg und
Nüchternglukose ≥110 mg/dl
Die Analyse konnte mit 310 Patenten durchgeführt werden, von denen nach beendetem
12-monatigem Follow-up alle erforderlichen Daten vollständig vorlagen.
Im Patientenkollektiv erfüllten 71 Männer (22,9%) die diagnostischen Kriterien
eines metabolischen Syndroms gemäß ATP III.
Nach sechs und zwölf Monaten waren es 79 Patienten (25,5%) bzw. 83 (26,8%). Die Unterschiede waren
im Vergleich mit Baseline nicht signifikant (
Abb.). Nach den ebenfalls häufig
angewandten stringenteren
Kriterien der International Diabetes Federation (IDF: obligatorisch Bauchumfang
≥94 cm plus ≥2 Kriterien, wobei Nüchternglukose ≥100 mg/dl) betrug die Rate der Patienten
mit manifestem metabolischen Syndrom 50%. Nach beiden Definitionen erhöhte sich der
Anteil betroffener Patienten nach zwölf Monaten ADT nicht signifikant.
Die Parameter des metabolischen Syndroms, bei denen nach einem Jahr gegenüber den
Baseline-Werten eine signifikant ausgeprägte Erhöhung registriert wurde,
waren der Bauchumfang, der Nüchternblutzucker und die Triglyceride (Abb.).
Der Anteil der Patienten mit einem Bauchumfang ≥102 cm erhöhte sich von 52,3% auf 56,5% (p=0,023),
der Anteil der Männer mit Nüchternblutzucker ≥110 mg/dl von 36,8% auf 50,0% (p=0,006)
und der mit Triglyceriden ≥150 mg/dl von 23,6% auf 30,7% (p=0,010). In Gegensatz
dazu blieb der Anteil der Patienten mit erhöhtem Blutdruck und der mit erniedrigtem HDL-Cholesterin
konstant.
In den ersten zwölf Monaten einer Androgendeprivationstherapie (ADT) kam es bei Prostatakrebs-Patienten
zur signifikanten Zunahme des Bauchumfangs, des Nüchternblutzuckers und der Triglyceride.
Nach ATP-III- und IDF-Kriterien hatten 23% bzw. 50% der Patienten vor Beginn der ADT ein metabolisches Syndrom.
Nach zwölf Behandlungsmonaten hatte sich der Anteil der Patienten nach beiden Definitionen nicht signifikant erhöht.