Mit zunehmender Lebenserwartung der Männer steigt die Anzahl derjenigen, die im Alter einen Hypogonadismus (late-onset hypogonadism)
entwickeln. Die hierbei auftretende Androgenmangel-
Verdachtsdiagnose Hypogonadismus
Als Schwellenwert zum Hypogonadismus wurde in Deutschland eine Testosteronkonzentration von 10 nmol/l entsprechend 2,88 ng/ml festgelegt. Zusätzliche Tests werden bei Werten von 10 bis 12 nmol/l (3,46 ng/ml) empfohlen [3]. Demnach gelten sowohl jüngere als auch ältere Männer mit einem Testosteronspiegel von 9 nmol/l als hypogonadal. Dennoch können insbesondere ältere Männer bei diesem Wert völlig beschwerdefrei sein, während "eugonadale" Altersgenossen mit einem Wert von 13 nmol/l heftig unter einer Androgenmangel-Symptomatik leiden.
Bei älteren Männern steigt die Produktion des Sexualhormon-bindenden Globulins (SHBG) an. Testosteron hat eine sehr hohe Affinität zu SHBG, so dass im Alter die Konzentration an freiem Testosteron im Blutserum deutlich stärker abnimmt als die des Gesamttestosterons.
Letztlich kann nur ein Therapieversuch mit Testosteron entscheiden, ob bzw. inwieweit zahlreiche für ältere Männer charakteristische aber
unspezifische Symptome durch einen Androgenmangel bedingt sind. Ältere Männer mit einem Testosteronspiegel im unteren Grenzbereich sollten
nur im Zusammenhang mit einer ausgeprägten Beschwerdesymptomatik mit Testosteron substituiert werden.
Zitzmann et al. [5] ermittelten Testosteronschwellenwerte, unterhalb derer bestimmte Symptome vermehrt auftreten (Abb. 1):
Abb. 1: Unterhalb bestimmter Schwellenwerte der Testosteronkonzentration traten verschiedene Symptome im Patientenkollektiv jeweils signifikant gehäuft auf (n = Anzahl der Patienten je Sechstile der gemessenen Testosteronkonzentrationen) [nach 5]. |
Abb. 2a: Die Männer in Cluster 1 wiesen signifikant niedrigere und die in Cluster 3 signifikant höhere Testosteronspiegel auf, als die Männer des Gesamtkollektivs (* = p <0,05; *** = p >0,001, n.s. = nicht signifikant; nach [5]). | Abb. 2b: Die Männer in Cluster 3 waren am schlankesten, während die Männer in Cluster 2 einen geringfügig über dem Gesamtkollektiv liegenden BMI aufwiesen (* = p <0.05; *** = p >0,001, n.s. = nicht signifikant; nach [5]). | Abb. 2c: Die Männer in Cluster 2 waren die ältesten des Kollektivs (* = p <0,05; n.s. = nicht signifikant; nach [5]). |
Abb. 2a-c: Cluster-Analysen: Für alle drei Cluster wurde der Mittelwert und das 95 % Konfidenzintervall für das Alter berechnet
und zum Gesamtkollektiv in Beziehung gesetzt. Die Männer in Cluster 2 waren die ältesten des Kollektivs. (* = p <0,05; n.s. = nicht signifikant;). Cluster 1 (n=122): Männer mit vorwiegend psychosomatischen Beschwerden. Cluster 2 (n=157): Männer mit vorwiegend metabolischen Störungen und insbesondere geringer Prävalenz seelischen Unbehagens. Cluster 3 (n=155): Männer mit erektiler Dysfunktion sind überrepräsentiert. Der Anteil an Zigarettenrauchern ist hoch. Die Prävalenz anderer Beschwerden ist gering (nach [5]). |
Die Symptome eines Androgendefizits häufen sich mit sinkendem Testosteronspiegel allmählich an. Es bestehen erhebliche interindividuelle
Unterschiede der Testosteronsensitivität, die unter anderem vermutlich auch auf modulierende Faktoren der Androgenizität wie den
(CAG)n-Polymorphismus im Androgenrezeptor-Gen zurückzuführen sind.
Literatur:
[1] Nieschlag E, Behre HM, Bouchard P, et al. 2004.
Testosterone replacement therapy: current trends and future directions. Hum Reprod Update 10:409-419.
[2] Morley JE, Charlton E, Patrick P, et al. 2000.
Validation of a screening questionnaire for androgen deficiency in aging males. Metabolism 49:1239-1242.
[3] Behre HM, Yeung CH, Holstein AE, et al. 2000. Diagnosis of male infertility and hypogonadism.
In: Nieschlag E, Behre HM (rds) Andrology: Male Reproductive Health and Dysfunction. Springer, Heidelberg pp90-124.
[4] Kelleher S, Conway AJ, Handelsman DJ. 2004. Blood testosterone threshold for androgen deficiency symptoms.
J Clin Endocrinol Metab 89:3813-3817.
[5] Zitzmann M, Faber S, Nieschlag E. 2006. Association of specific symptoms and metabolic risks with serum testosterone in older men.
J Clin Endocrinol Metab 91:4335-4343.
[6] Martínez-Jabaloyas JM, Queipo-Zaragozá A, Pastor-Hernández F, et al. 2006. Testosterone levels in men with erectile dysfunction.
BJU Int 97:1278-1283.
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